Mithilfe von Sensoren und einer App möchte Nadia Lewerenz ihre Patient*innen im Alltag individuell begleiten und sie dauerhaft zu einer gesunden Körperhaltung motivieren. Mit Unterstützung des Mittelstand-Digital Zentrums Lingen.Münster.Osnabrück entwickelte sie ihr Projekt PLprocess (postural learning process). Dabei stehen Selbstdisziplin und Bewusstsein im Fokus – laut Lewerenz entscheidende Faktoren für eine langfristige Verhaltensänderung.
Ausgangssituation
Viele Menschen verbringen ihren Alltag überwiegend in einer passiven Körperhaltung, belasten ihre Gelenke falsch, bewegen sich zu wenig und sitzen zu viel. Das führt zu Beschwerden wie Rückenschmerzen, Verspannungen und eingeschränkter Beweglichkeit. Besonders unspezifische Rückenschmerzen gehören in Deutschland zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen und belasten nicht nur die Betroffenen, sondern auch das Gesundheitssystem erheblich. Nadia Lewerenz ist staatlich anerkannte Physiotherapeutin und seit 2018 Inhaberin einer Praxis für Physiotherapie in Lingen. Sie erkannte in ihrer täglichen Arbeit mit Patienten aller Altersgruppen, dass die mangelnde Körperhaltung und das fehlende Bewusstsein dafür die Hauptursachen vieler funktioneller Beschwerden sind. Diese Erkenntnisse und die steigende Zahl der Betroffenen motivierten Nadia Lewerenz dazu, eine Lösung zu entwickeln, die einen positiven Beitrag zu den bestehenden physiotherapeutischen Ansätzen beitragen kann.
Herausforderung
Ein Konzept wie PLprocess bringt besondere Herausforderungen mit sich. Nadia Lewerenz muss die Idee so umsetzen, dass sie alltagstauglich bleibt und gleichzeitig das Vertrauen von Patienten, Therapeuten und potenziellen Partnern gewinnt. Die aktuell größte Herausforderung liegt in der Sensorik, für die eine optimale Technologie zur Messung der Körperhaltung entwickelt werden muss. Bisherige Forschungen und Analysen haben noch kein zufriedenstellendes Ergebnis geliefert. Deshalb wird derzeit an der Entwicklung eines sogenannten “MVP”s (Minimal Viable Product) gearbeitet. Eine weitere Herausforderung ist die Verbindung dieser Sensorik mit dem Datensystem, sodass die erfassten Werte zuverlässig verarbeitet und für Patienten sowie Therapeuten nutzbar gemacht werden können. Die Entwicklung des MVPs, erste Pilotphasen und der Markteintritt werden Ressourcen und strategische Entscheidungen erfordern. Gleichzeitig muss das Konzept flexibel bleiben, um sich an neue Erkenntnisse und Anforderungen anzupassen. Auch die Positionierung im Gesundheitsmarkt ist anspruchsvoll. Neben der Produktentwicklung müssen rechtliche Rahmenbedingungen, mögliche Zertifizierungen und Anforderungen potenzieller Kostenträger berücksichtigt werden.
„Die Unterstützung durch das Mittelstand-Digital Zentrum Lingen.Münster.Osnabrück hat mir geholfen, PLprocess strategisch weiterzuentwickeln und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Ein sinnvoller Rat und eine gute Vernetzung bei der Verwirklichung eigener Ideen ist viel wert.“
Nadia Lewerenz, Gründerin von PLprocess
Projektziele
- Entwicklung von tragbaren Sensoren, welche die Körperhaltung zu abgestimmten Zeiten und einer individueller Dauer messen
- Anbindung an das Datensystem der Praxis
- Entwicklung einer mobilen App für die Patienten
- System soll schlussendlich als Produkt auf den Markt gebracht werden
Methoden und Unterstützung
Nadia Lewerenz hat sich bereits in den ersten Projektphasen an das Mittelstand-Digital Zentrum Lingen.Münster.Osnabrück gewandt. Durch die Teilnahme an Workshop-Reihen wie „In drei Schritten zum Business-Plan“ konnte sie wertvolle Kenntnisse im Bereich Strategie und Geschäftsentwicklung sammeln. Im Workshop „Kundenanalyse“ wurde interaktiv ermittelt, mit welchen Problemen die Zielgruppen von Lewerenz zu kämpfen haben, die an Haltungsproblemen leiden. Zudem ermöglichte die Bausteinreihe eine Analyse zu Wettbewerbern, deren Verbreitung und Standorte, wodurch Nadia Lewerenz umfassende Einblicke in die Branchensituation gewann. Darüber hinaus erfuhr sie in der Baustein-Reihe mehr über digitale Investitionsvorhaben. Das Zentrum ermöglichte Nadia Lewerenz außerdem die Teilnahme an „Netzwerktreffen“. Diese bieten Gründenden die Möglichkeit, sich mit potenziellen Kooperationspartnern zu vernetzen, Inspirationen von anderen Gründenden zu sammeln und einzuschätzen, wie das eigene Projekt von ihnen wahrgenommen wird. Sogenannte „Mentorendialoge“ haben Nadia Lewerenz zusätzliche Unterstützung geboten. Diese Dialoge sind individuelle Gespräche, die dazu dienen, spezifische Herausforderungen zu klären. Sie sind ein fester Bestandteil des Zentrums und bieten Orientierung, insbesondere wenn es an bestimmten Stellen innerhalb des Projektes hakt.
Ergebnisse und Ausblick
Aktuell befindet sich PLprocess in der Entwicklung des MVPs sowie der begleitenden App. Parallel dazu läuft die gezielte Suche nach weiteren Partnern und Investoren, um die nächsten Schritte der Umsetzung zu sichern. Als nächstes steht die Pilotphase im Fokus. Hier wird das System unter realen Bedingungen getestet, um Schwachstellen zu identifizieren, Nutzerfeedback zu sammeln und gezielte Optimierungen vorzunehmen. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Weiterentwicklung des Produkts ein. Nach Abschluss der Tests soll die Implementierung eines Datenanalysesystems folgen, das die erfassten Therapieinformationen auswerten und eine kontinuierliche Verbesserung ermöglichen soll. Nach erfolgreicher Optimierung soll PLprocess anschließend schrittweise am Markt eingeführt werden. Eine gezielte Marketingstrategie soll die Verbreitung des Produkts begleiten und für eine nachhaltige Platzierung sorgen.